Statt Iaido

Während andere Kampfkünste auch die Übung und Gebrauch unterschiedlicher Waffen trainieren, beschränkt sich Iaido auf das Üben mit Schwert. Was, wenn man aber keine Gelegen­heit hat, dieses zu verwenden? Wie sieht es auf Reisen aus? Was kann man für das Üben tun, wenn der Raum begrenzt ist, oder wenn man »keine Zeit« hat? Gibt es Exerzitien, die für’s Iaiüben hilfreich sind?

Viele Ansprüche

Jeder erfahrene Budoka weiss, dass nachhaltiges Üben japanischer Kampfkünste umfassend ist. Die Kata sind so angelegt, dass alle Dimensionen des Körpers, Geistes und eigenen Seins ausgelotet werden. Ungleichgewicht wird und muss ausgeglichen werden. Es reicht nicht aus, z.B. nur sehr kräftig zu sein, wenn es an Verstand fehlt. In wissen­schaft­licher Weise kann man allerdings partikular Anforderungen herausarbeiten, die für das Kataüben notwendig sind. Die Analyse wird uns helfen, ersatzweise Übungen zur Unterstützung von Iaitraining zu finden.

Body first

An erster Stelle entdeckt ein Iaidoübender die körperlichen Ansprüche des Übens. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, auf diesem Feld Unterstützendes zu probieren.

Pilates-Workout. Überraschend wirksam ist das Üben von Pilates. Es ist beliebt bei Tänzern, die Ihren Rumpf und den Kern der Bewegungsachsen stärken und kontrollieren wollen. Übrigens, beim Pilates wird der Rumpfkern Powerhouse genannt. Das ist schon recht nahe am japanischen Hara. Pilates kann ein- bis zweimal die Woche unterstützend zum Training geübt werden. Pilates-Übungen findet man über entsprechende Bücher, Podcasts oder Kurse.

Kraftsport. Das Arbeiten mit Gewichten kommt immer mehr in Mode. In der Kampf­sport­szene sind gerade sog. Kettlebells, also Kugel­hanteln beliebt. Dieses Trainings­gerät für freies Gewichts­training (Vorsicht, nur mit Anleitung!) bietet hohen Anspruch an den koordinativen Einsatz von Muskeln innerhalb einer funktionalen Bewegung. Das ist das, was wir uns im Iaido auch wünschen. Klassisches Gewichtstraining im Fitnessstudio ist hilfreich. Könnte man in dieser Zeit auch gleich zum wirklichen Iaidotraining gehen? Scherz beiseite: Kräftige Muskeln unterstützen den Körper beim Iaido. Das geht aber nur in Grenzen. Was nützt es dem Bauern, wenn er sich die größten Reifen an seinen Trecker montiert, aber nicht auf den Acker fährt? Kraftsport erzeugt Kraft, aber nicht Wendigkeit. Wer es übertreibt, wird stark, aber langsam und ungelenk. Sportverletzungen sind zu erwarten.

Stretching. Wenn man weiss, welche Stellen des Körpers verspannt sind, dann ist Stretching eine schöne Begleitübung. Allerdings wird die Wirksamkeit dieser Übungen derzeit in Frage gestellt. Sogar das geächtete wippende Dehnen wird wieder diskutiert. Tatsache ist, dass einige Übungen gut tun und den Körper gehörig lockern. Sie sollten individuell forschen, welche Übungen Ihnen gut tun. Krankengymnastische Übungen mit Vorsicht anwenden! Diese sprechen gezielt Bereiche an, die im Normalfall in Ruhe gelassen werden können.

Koordinations- und Konditionstraining kann im Alltag erlangt werden. Es gibt viele Gelegenheiten zur gezielten Körperschulung. Denken Sie an Treppensteigen statt Lift, an Fahrradfahren statt Auto, Walking und Jogging in unebenen Gelände. Koordinativ anspruchsvoll wirken etwa Skating, Reiten (hallo, wäre Iaidotraining nicht gleich besser?).

Geistige Schule ist Bestandteil von Iaido. Da gibt es viele Möglichkeiten, sich »fort­zu­bilden«. Gezieltes Lesen von Büchern über Iaido, Kendo und Martial Arts sind lohnens­wert. Oft ist die Gedanken­welt der Schrift irreführend. Ein Iaidoka sollte individuelle Erfahrungen aufbauen. Insofern ist Lesen amüsant bis hilfreich einzustufen. Höherwertig sind Übungen des Zen wie zum Beispiel Zazen (Meditieren im Sitzen), Chado (Teeweg), Sumi-e (Tuschzeichnungen) oder Shodo (Kalligrafie). Hier gibt es noch einen inneren Bezug zum Iaido. Die Handlung ist unmittelbar und führt zu ganzheitlicher Sammlung. Aber viele Wege können in die Ferne führen und ablenken.

Suburiübung als Drill können technisch wichtige Aspekte von Kata herausgreifen. Schnitt­be­wegungen lassen sich unkompliziert mit einem Suborito (einem schweren Übungs­bokken) ausprägen. Es gibt Menschen, die sich (wenigstens) ein Bokken in den Urlaub mitnehmen.

Fazit

Einige Aspekte von Iaido können ersatzweise und begleitend auf vielfältige Weise geübt werden. Suchen Sie sich passende Übungen. Vergessen Sie nicht, dass der Kern das Iaidoüben selbst ist. Iaido lässt sich nur mit Ausführung der Iaidokata erlernen.

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