Immer Kihon!

Einfaches ist nicht simpel

Das Erlernen der »Basics«, Fach­be­griff Kihon, über­setzt: die Grundtechnik oder Grundsschule, wird kein Ende finden, das vorweg. Wir begeben uns beim Erlernen von Iaido in ein kom­ple­xes Feld. Ein simpler Schwertschnitt ist nicht eine simple Angelegenheit, wie wir alle wissen. Wäre ein Schnitt einfach so ausge­führt, dann hätten wir eine bewußt­lose Bewegung, eine, die es nicht wert ist, sie weiter zu verbessern. Im Alltag bemerken wir viele simple Bewegungen, über die wir nicht mehr nachdenken. Das ist so einfach, das Öffnen einer Tür, das Schneiden einer Scheibe Brot, atmen. Wozu groß nachdenken? ›Das klappt einfach so!‹

Kleine Fehler mit Folgen

Das Schneiden mit dem Schwert gehorcht anderen Ge­wohn­heiten als Alltags­be­wegungen. Da es recht groß und schwer ist (ein Iaito sollte aus folgenden Gründen sehr gut zum Iaidoka passen und damit sorgfältig gewählt), muss man mehr tun. Der ganze Körper muss sich mit einer Schwert­be­wegung verbinden! Findet sich keine passende Verbindung, dann macht das Schwert mit unseren Körper etwas, nicht wir mit dem Schwert. Ein typisches Beispiel ist die Verletzung von Sehnen­­ansätzen, was zu Reizung und Entzündung führt. Vom »Tennis­ellen­bogen« hat man häufig gehört. Da ist vielleicht das Tenouchi zu stark gewesen. Bei Schulter­problemen war der Schnitt zu mächtig und der restliche Körper am Kraftaufbau unbeteiligt. Wir können waffenlos mit TaiChi einen blockadelosen Kifluss erforschen.

Kihon als Basis für Komplexes

Als Iaidoka haben wir die Möglichkeit, über geduldige Kihonübung in einfach-experi­men­teller Anordnung, essentielle Bewegungen zu erforschen. Sprich, die kom­ple­xen Be­we­gungs­­ab­läufe des Iaido werden erst einmal vereinfacht. Nicht nur, weil ›einfach einfach einfach‹ ist. Das vorgeblich leichtere sollte unabhängig von sturer Wiederholung genau beobachtet werden. Jede Wiederholung ist ein Test des Vorhergehenden, eine Probe auf(s) Neue(s). Kihon ist auch das ständige Ausführen »einfacher« Kata. Seitei-Iai ist sehr dienlich zur Ausbildung einer körper­lichen Grundschule in dem Sinne, dass eine Schnittübung in den verschiedenen vorgestellten Kampfsituationen durchkonjugiert wird. Schon die kleinste Abweichung vom einfachsten, etwa ein anderer Schnitt­winkel, oder die Verbindung unterschiedlicher Techniken kann Jahre des Übens in Anspruch nehmen.

Wert der Grundschule

Später entdeckt man den Wert guter Grundschule. In den höheren Schwertschulen, die uns bereit stehen, lernen wir schnell zu verstehen, wo Nachholbedarf besteht. Ohne gute körperliche Ausbildung ist die Übung von Hasegawa Kata fast eine Qual. Okuden-Kata werden ohne korrekte Bewegungen scheitern, gar zur Selbstverletzung führen. So kehrt man später gerne zur Grundschule und in den ruhigeren Bereich grundlegender Formen zurück, um Versäumtes und schlampig gelerntes verstehen zu lernen und aufzuarbeiten. Jede Nachlässigkeit rächt sich früher oder später. Da Iaido langfristig angelegt ist, kann jeder, der es lange durchhält, diese Sätze verstehen. Beginner sollten durch ent­spre­chen­des Training gleich auf die richtige Schiene gesetzt werden!

Fazit

Nur durch richtige Bewegung kommt es zum Zusammenfluss aller Bewegungs­kompo­nen­ten, die uns befähigen, Iaido in allen Techniken, Kampfsituationen und Lebenslagen zu verstehen. Und btw: es gibt im Budo keine Abkürzung.

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